Die Pflege wird gerade jetzt umstrukturiert. Der Fokus liegt nicht mehr auf einer allgemeinen Pflegekraft die alle Qualifikationen in sich vereint und vielseitig einsetzbar ist, sondern eher auf einer spezialisierten Fachkraft. Jeder Fachbereich hat mittlerweile auch schon speziell ausgebildetes Pflegepersonal und diese Professionen werden hart verteidigt. Spezialbereiche werden ausgebaut und mit Experten ausgestattet um dem Patienten/ der Patientin eine noch größere Expertise bieten zu können. Gerade mit der Umstrukturierung der Pflegeberufe wurde der Fokus des gehobenen Dienstes mehr in Richtung Schulung und Beratung der PatientInnen gelenkt. Für Beratungen bzw. Schulungen werden aber ausgebildete SpezialistInnen benötigt. Diese Expertise lässt uns wiederrum  weniger Spielraum, den Patienten/ die Patientin ganzheitlich zu betrachten. Der Tunnelblick ist unvermeidbar. Umso wichtiger ist, die Vernetzung der Experten zu gewährleisten. Innerhalb der Fachrichtungen ist die Implementierung einer Interdisziplinären Zusammenarbeit schon großteils geglückt. Fachbereichsübergreifend stellt uns diese Thematik jedoch noch vor einige Herausforderungen.

Voraussetzungen

Um eine fächerübergreifende Zusammenarbeit zu fördern, müssen vorrangig alle Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten beschrieben und klar festgelegt werden. Hier müssen standardisierte und verständliche Guidelines vorhanden sein, nach denen gehandelt werden soll. Es muss ein respektvoller Umgang miteinander möglich gemacht werden und der Rahmen für diese Arbeit ermöglicht werden. Zeitressourcen und genaue Terminplanungen dürfen hier nicht fehlen. Die digitalisierten PatientInnen Akten können uns hier einen enormen Vorteil verschaffen. Es müssen jedoch auch die Schnittstellen abgestimmt werden und Plattformen für eine gemeinsame Arbeit mit und an den PatientInnen geschaffen werden. Von der Managementebene muss diese Zusammenarbeit ausdrücklich befürwortet und angeordnet werden. Außerdem muss klar bestimmt sein, wer mit der Führung dieser Spezialgruppen betreut ist, sonst kann es hier zu erheblichen Machtkämpfen kommen die für die gemeinsame Umsetzung der Ziele hinderlich sind.

Digitalisierung – neue Wege, neue Ziele….

Mit der immer besseren Technologie und auch dem immer mehr digitalisierten Arbeitsalltag können auch in der Vernetzung neue Pfade beschritten werden. Es werden uns schnellere und leichtere Zugänge zu anderen Fachgruppen, Wissen und Behandlungswegen ermöglicht. Durch den Zugriff auf Patientenakten und Befunde in elektronischer Form, kann sehr schnell ein Gesamtüberblick geschaffen werden, die jede einzelne Behandlung verbessern kann. Hier können eignen Pflegerubriken einen kontinuierlichen und abgestimmten Patientenbehandlungsweg aufzeichnen.

Aber auch abseits des täglichen Patientenkontakt, hat die Digitalisierung erhebliche Vorteile. Bis jetzt wurden einzelne Verbände bzw. Vereine gegründet über die ein Austausch bei regelmäßigen Veranstaltungen möglich war. Mittlerweile kann man hier die Vernetzung wesentlich abwechslungsreicher gestalten, indem Schulungsvideos, Webinare, Diskussionsplattformen usw. geschaffen werden.  Gerade in Zeiten der Corona Pandemie haben diese Kanäle wesentlich an Attraktivität zugenommen und werden kontinuierlich ausgebaut. Wenn eine Face-to-face Begegnung  nicht mehr möglich ist, müssen andere Wege bestritten werden.

Wer verbindet uns?

Es wäre grundsätzlich von großem Nutzen wenn es für jeden Spezialbereich einen Koordinator/ eine Koordinatorin geben würde. Diese hat die Funktion des verbindenden Gliedes zwischen den Fachbereichen. Ein Koordinator/ eine Koordinatorin muss den Gesamtüberblick bewahren und den Patientenweg steuern und lenken können. Die KoordinatorInnen werden bei Erstvorstellung im Krankenhaus, der Einrichtung oder der Ordination zugeteilt und die Verantwortlichkeit des Patienten/ der Patientin liegt in der Hand des Koordinators/ der Koordinatorin. Hier werden Zuweisungen ausgestellt, detaillierte Fragestellungen formuliert und die Fachexpertise jeder Spezialistin/ jedes Spezialisten ausgeschöpft. Andererseits werden Befunde eingeholt und diese miteinander verknüpft. Diese Verknüpfung kann im Behandlungsweg erhebliche Ressourcen einsparen und den Patientenbehandlungsweg enorm verkürzen. Diese Aufgabe muss nicht immer ein Arzt/ eine Ärztin übernehmen. Dies kann auch eine qualifizierte, gut ausgebildete DGKP evtl. mit Zusatzausbildung ANP (Advance Nurse Practice) ausführen. Auch eine Zusammenarbeit von einem Arzt/ einer Ärztin und einer DGKP wäre vorstellbar. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Zurück in die Gegenwart….

Diese Futuristischen Fantasiereisen werden einigen der Leser/ Leserinnen nur ein müdes Lächeln abringen. „So war es doch noch nie“, „Das ist nie umsetzbar“ oder „wer soll das bezahlen“ sind Sätze die uns sofort in den Sinn kommen. Doch ist Pflegemanagement, Pflegewissenschaft und Pflegeethik nicht genau das. Sollte wir denn nicht genau diese Aspekte in den täglichen Alltag integrieren? Veränderungen und Verbesserungen für den Patienten/ die Patientin planen, umsetzen und leben? Ob diese oder eine andere Strategie besser ist und leichter umgesetzt werden kann ist hier zweitrangig. Wir dürfen nur nicht aufhören darüber nachzudenken. Es müssen neue Wege bestritten werden, um den richtigen zu finden. Der Patient/ die Patientin muss im Scheinwerferlicht unserer Überlegungen stehen und nicht die Fachrichtung der wir uns verschrieben haben. Es ist unglaublich wichtig, Spezialisierungen auszubauen und detaillierter auszubilden. Wir brauchen dieses geschärfte und detailverliebte Auge in der Pflege aber bitte vergessen wir nicht, mit dem anderen Auge über den Tellerrand zu blicken….